Nach einer fast zehnjährigen Verbannung unter Gerümpel, Staub, Spinnweben und dgl., konnte für die ehemalige „Krippe am Bahnhof“, später als „Waggonkrippe“ bezeichnet, die in den 90er Jahren zur Adventzeit für die Aktion „Licht ins Dunkel“ per Schiene in halb Europa unterwegs war und für diesen guten Zweck ein namhafter Geldbetrag überwiesen werden konnte, ein Zuhause mit hervorragendem Ambiente gefunden werden. Im Steyrer Schlosspark wurde das ehemalige Palmenhaus, da es für eine Überwinterung von exotischen Pflanzen nicht mehr benötigt wird, für die Präsentation der über 200 barocken, bekleideten Figurengruppen, die sogenannten Lamberg´schen Krippenfiguren, und der Steyrer Stadtkrippe adaptiert. Dieser barocken Kunstsammlung werden nun die in der Biedermeierzeit entstandenen Krippenfiguren, sogenannte Loahmmandel, mit der imposanten Waggonkrippe, die nun im Ausstellungsbereich als „Rollende Krippe“ bezeichnet wird, gegenübergestellt.
Hier ist der Eisenbahnwaggon von der ÖBB, der für den Einbau der Krippe zur Verfügung gestellt wurde. Bei der Übergabe wurde dem bereits verstorbenen Kons. Josef Seidl mitgeteilt, dass der Waggon noch mehrere Jahre per Schiene unterwegs sein kann, denn er wurde erst kürzlich mit neue Achsen versehen. Aufgrund dieser Aussage begann Kons. Josef Seidl mit seinem Team eine Krippe in den Waggon einzubauen und die Außenhaut im Sinne der Aktion "Licht ins Dunkel" zu bemalen.
Auf der Außenhaut wurde auf weißem Grund der nach Bethlehem weisende Stern im Sinne der verschiedenen liturgischen Farben aufgebracht. Zusätzlich erfolgte noch eine auf die Aktion "Licht ins Dunkel" hinweisende Beschriftung sowie der öffentlichen Werbeträger (ORF und ÖBB).
Die kostbare Figurensammlung, die nun in wunderbar beleuchteten Vitrinen präsentiert wird, stammt aus dem Familienbesitz von Josef Graf Lamberg (1856-1904). Sie wurde 1914 von seiner Gattin und Tochter des Steyrer Waffenfabriksgründers, Anna von Werndl (1861-1943) dem Museum von Steyr vermacht. Der Nachbau, der im barocken Stil gehaltenen Stadtkrippe von Steyr wurde in den 90er Jahren von Kons. Paul Pfaffenbichler (1940-2013) erstellt und ebenfalls mit Lamberg´schen Krippenfiguren bestückt. Die Krippe präsentiert das Geschehen der Geburt Christi auf drei Ebenen. Auf der ersten Ebene ist das Leben auf dem Lande, der Bauernstand, auf der mittleren Ebene die Geburtsstätte Christi sowie eine Stadtmauer einschließlich der Bürger und Berufe, das Bürgertum, und auf der obersten Ebene ist mit dem Hintergrund des Schlosses Lamberg, der Bürgerspitals- und Michaelerkirche die Vorherrschaft, der Adel, integriert.
Eine Krippe am Bahnhof, eingebaut in einem Eisenbahnwaggon der ÖBB, umfasste in der Originalausführung einen Krippenberg von 17qm. Sie präsentiert einen heimatlichen und einen orientalischen Teil. Im heimatlichen Bereich sind der Ennskai der Stadt Steyr um die Jahrhundertwende (19./20. Jahrhundert), die Wallfahrtskirche Christkindl mit der Engelsstiege, der Geburtsstall von Jesus und das Eltern- bzw. Geburtshaus des Krippenbauers eingebaut. Im orientalischen Krippenbereich sind die verschiedenen Wirkungsstätten von Jesus dargestellt. Die Landschaft, Häuser und Tempelanlagen sind Nachbildungen orientalischer Kultur, wie sie sich in Jerusalem und Umgebung präsentieren.
Die über 1.100 Krippenfiguren, sogenannte Loahmmandel, wurden nach alten Modeln aus dem 18. und 19. Jahrhundert von der Region Steyr- Ennstal und Nassereith in Tirol aus Ton handgefertigt, gebrannt sowie in über 700 Arbeitsstunden von der Goldhaubengruppe Steyr gefasst
In der Waggonkrippe wird neben dem Geschehen in der Heiligen Nacht, mit einer Figurengruppe die Hochzeit zu Kana, das Letzte Abendmahl eine aus Holz geschnitzte Figureneinheit, und durch ausgesägte Laufsägeholzfiguren die gesamte Kreuzwegszene vom Ölberg bis zur Auferstehung dargestellt. Die Kreuzwegszene wurde erst 2004 im Zuge einer Überarbeitung des orientalischen Bereiches für eine Krippenausstellung vom „Geschichtlichen Museum der Stadt St. Valentin“ (NÖ) eingebaut. (Hier wird eine Nachbildung der Fastenkrippe von Götzens mit Figuren aus einem Ausschneidebogen des Künstlers Georg Hallers 1772 – 1838 präsentiert. Der Ausschneidebogen wurde von den Krippenfreunden aus Telfs in Tirol mit Genehmigung des Pfarrers von Götzens in reduzierten Darstellungen und Figuren 1995 neu aufgelegt.)
Die Waggonkrippe, abgestellt in Neapel in einem vom Bahnhof nahegelegenen Parkanlage, im letzten Jahr ihrer Aktionsfahrten. Bei dieser Reise waren für die musikalische Untermalung im Rahmen der offiziellen Eröffnung mit dem Bürgermeister und Stadträten von Neapel sowie für weihnachtliche Folklorelieder während der gesamten Ausstellungszeit einige Musiker der Trachtenkapelle Garsten anwesend. Laut mündlicher Überlieferung dürfte dies die letzte Präsentation gewesen sein. Dezember Neapel 1998.
1998 musste die Krippe von dem Eisenbahnwaggon, der bereits einige Jahrzehnte alt war und mit einem Kostenaufwand von ca. ATS 250.000 (€ 18.168,00) wieder verkehrstüchtig gemacht werden müsste (Erneuerung der Achsen), ausgebaut werden. Diesen Betrag hätte die Steyrer Krippengemeinschaft, die sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht zu einem Verein zusammengeschlossen hatte, aufbringen müssen. Bei diesem Anlass wurde erstmals der Krippenberg von 17 qm auf 14 qm verkleinert. 2003 wurde die Krippe wegen Platzmangels im zur Verfügung stehenden Ausstellungsbereich des Pfarrhauses der Stadtpfarre Steyr neuerlich auf 12 qm zusammengezogen und nach der letzten Ausstellung für fast 10 Jahre in einer Garagenbox neben sonstigen Materialien deponiert.
Ab dem Frühherbst 2017 wurde die schwer ramponierte Waggonkrippe mit viel Liebe zur Sache restauriert und fehlende Teile im Sinne des seinerzeitigen Stils ersetzt. Ende Oktober konnte sie endlich nach Abschluss der Adaptierungsarbeiten des Palmenhauses an ihrem heutigen bzw. zukünftigen Standort eingebaut und für die Öffentlichkeit zur Adventzeit, täglich, und während des gesamten Jahres nur gegen Voranmeldung beim Tourismusverband Steyr mit Führung, zugängig gemacht werden.